10: Das Max-Planck-Institut für Eisenforschung und die Folgen der Stahlkrise

10: Das Max-Planck-Institut für Eisenforschung und die Folgen der Stahlkrise

„Seit 1975 sieht sich die deutsche Stahlindustrie neuen strukturellen und im Zusammenhang damit wirtschaftlichen Problemen gegenüber. Die Arbeit des Instituts wurde bisher durch diese Entwicklung nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Mit wachsender Schärfe der Kenntnis der Ursachen wird offenbar der Beitrag klarer erkannt, den Forschung und Entwicklung zur Überwindung der Strukturprobleme in der Stahlindustrie leisten können.“[1]

Mit diesen optimistischen Worten begann der Jahresbericht des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung (MPIE) für das Jahr 1978. Tatsächlich hatte die seit 1975 um sich greifende globale Stahlkrise, die in Deutschland zur Stilllegung zahlreicher Hüttenwerke und einem drastischen Stellenabbau geführt hatte, zunächst keinen negativen Einfluss auf die Institutsarbeit und dessen Finanzierung, da die Zuschüsse des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) zum Haushalt des MPIE zwischen 1976 und 1982 zahlenmäßig in etwa gleichgeblieben waren.[2]

Doch seit dem Jahr 1984 sah sich der VDEh, aufgrund der deutlichen Umsatzeinbußen der Industrie, gezwungen, seine jährlichen Ausgaben für das MPIE zu verringern.[3] Demgegenüber stagnierte zusätzlich seit 1972 der Etat der MPG, wenn auch mit einigen Schwankungen.[4] Zur finanziellen Stabilisierung war das Institut von nun an zunehmend auf Drittmittel angewiesen, besonders die Zuschüsse des Bundesministeriums für Forschung und Technologie waren seit Beginn der 1980er Jahre angestiegen.[5]

Die prekäre finanzielle Situation des Instituts setzte sich auch noch in den 1990er Jahren fort, was zu einem gewaltigen Investitionsdefizit führte und sich zusätzlich in einem anhaltenden Rückgang der Mitarbeiterzahlen widerspiegelte. Während im Jahr 1982 noch über 257 Mitarbeiter am MPIE beschäftigt waren, sank deren Zahl 1992 auf 192 und bis 1998 auf nur noch 107.[6]

Im Jahr 1988 beschloss das MPIE, „auf den derzeitigen Forschungsthemen aufbauend, eine graduelle und allmähliche Erweiterung der Arbeitsgebiete einzuleiten“. In Zukunft sollten neben Eisen und Stahl auch andere Werkstoffe verstärkt berücksichtigt und die Arbeitsbereiche Werkstoff-Prozesstechnik und Prozessmodelle ausgebaut werden, was sowohl vom Fachbeirat als auch vom VDEh und der MPG begrüßt wurde.[7] Am 26. Oktober 1990 übernahm Peter Neumann, der Leiter der Abteilung Physikalische Metallkunde, den Posten des Institutsdirektors und Hauptgeschäftsführers. Im gleichen Jahr wurde die Gliederung des MPIE in die sechs Abteilungen Metallurgie, Werkstofftechnik, Umformtechnik, Angewandte Metallkunde, Physikalische Metallkunde und Physikalische Chemie geändert.[8]


[1] Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH Düsseldorf: Jahresbericht 1978, Düsseldorf 1979, S. 1.

[2] Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH Düsseldorf: Jahresbericht 1983, Düsseldorf 1984, S. 1.

[3] Ebd.

[4] Flachowsky, Sören: Von der Wagenburg der Autarkie zu transnationaler Zusammenarbeit. Der Verein Deutscher Eisenhüttenleute und das KWI/MPI für Eisenforschung 1917-2009, in: Maier, Helmut; Zilt, Andreas; Rasch, Manfred (Hrsg.): 150 Jahre Stahlinstitut VDEh 1860-2010, Essen 2010, S. 704 f.

[5] MPIE: Jahresbericht 1983, S. 1.

[6] Flachowsky: Von der Wagenburg der Autarkie zu transnationaler Zusammenarbeit, S. 705 f.

[7] Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH Düsseldorf: Jahresbericht 1988, Düsseldorf 1989, S. 1.

[8] Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH Düsseldorf: Jahresbericht 1990, Düsseldorf 1991, S. 1 f. u. 287.

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