Von der Natur lernen
Virtueller Vortrag über multifunktionale Materialien von Assistenzprofessorin Hortense Le Ferrand am 13. August
Natürliche Materialien sind multifunktional. Nehmen wir als einfaches Beispiel die Schale einer Schnecke. Sie dient ihr auf ganz unterschiedliche Weise: um das Gleichgewicht zu halten, um sie vor Raubtieren und Dehydrierung zu schützen, und um lebensnotwendige Mineralien zu speichern. Sie bietet der Schnecke Stabilität und dient auch als Verankerung für die Muskeln. Das Faszinierende daran ist, dass all diese unterschiedlichen Funktionen mit einer Schale aus ca. 95% Kalziumkarbonat erzielt werden. Nehmen wir als Vergleich die Kreide. Als technisches Äquivalent zu der Schneckenschale, ist es ein Material mit nur sehr geringen Funktionalitäten.
Natürliche und technisch hergestellte Materialien unterscheiden sich vor allem durch die sehr viel komplizierteren Mikrostrukturen und -gefüge. Mit den richtigen Methoden und Analysetools könnte es gelingen, die natürlichen Strukturen auch auf technische Werkstoffe zu übertragen und so die Beziehung zwischen Mikrostruktur und Materialeigenschaften besser zu verstehen und auszunutzen. Dadurch ließen sich ganz neue Materialklassen mit einzigartigen Eigenschaftskombinationen entwickeln.
Dr. Hortense Le Ferrand ist Assistenzprofessorin an der School of Mechanical and Aerospace Engineering und an der School of Materials Science and Engineering der Nanyang Technological University, Singapur. Sie ist auch Mitglied des Singapore Centre for 3D Printing.
Ihr Vortrag ist Teil einer vom MPIE organisierten Vortragsreihe zu aktuellen Themen der Materialwissenschaft.